Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 27.09.2020

Das Alter der Bäume

Manche Bäume können uralt werden: Von Olivenbäumen – so sagt man – soll es einige Exemplare geben, die über 2.000 Jahre alt sind. Stellen Sie sich vor, die Bäume, die im Garten Gethsemane stehen, hätten dort schon zu Zeiten Jesu gestanden. Was haben die im Laufe ihres Lebens schon alles erlebt: die Todesangst Jesu, den Verrat des Judas, die ersten Verfolgungen der Christen, die Vertreibung aller Juden und Christen aus Jerusalem, das Aufkommen des Islam und die Eroberung Jerusalems durch die Perser und Araber, das Mittelalter mit den blutigen Kreuzzügen – eine Zeit unvorstellbaren Gräuels, aber auch des fruchtbaren Austausches der Kulturen -, die Herrschaft der Osmanen, die britische Besatzung und das Völkerbundmandat, die Gründung des Staates Israel bis hin zu dem heutigen Zustand, in dem immer noch kein Frieden herrscht.

Für mich symbolisieren diese Bäume vor allem eines: die Geschichte geht immer weiter. Ich weiß nicht, wie viele Menschen allein nur in dieser Corona – Krise die Apokalypse, den Untergang der Welt vorhergesagt haben. Manchmal denke ich mir, diese Leute müssen doch ungeheuer frustriert sein, denn sie haben schon so oft den Untergang der Welt vorhergesagt und er ist nicht eingetreten. Immer wieder haben Menschen mit Fug und Recht gedacht, das jetzt ist das Ende, so kann es nicht weitergehen – und es ging weiter: 1648, 1918 und 1945 und in allen Katastrophen danach. Wäre es nicht sinnvoller, als ständig Horrorszenarien aufzubauen, zu überlegen, wie wir die Welt besser, lebenswerter und friedlicher machen
könnten?

Einer hat es getan – er, der am Holz des Kreuzes sein Leben für uns hingab, damit aus dem Teufelskreis der menschlichen Höllen wieder ein Weg ins Leben werden konnte. Folgen wir ihm und seinen Worten, dann werden auch wir die Welt verändern – zum Guten hin! Das Holz seines Kreuzes stammt übrigens einer alten Überlieferung nach vom Baum des Lebens, der im Paradies stand.