Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 25.11.2020

Warten auf’s Christkind

Vor Jahren gab es im Fernsehen immer am Nachmittag des Heiligabends eine Sendung für Kinder mit dem Titel „Warten auf´s Christkind“. Die Sendung war das ideale Mittel, die Kinder abzulenken, so dass man in Ruhe den Gabentisch aufbauen konnte, ohne durch neugierige Blicke vorzeitig gestört zu werden. Wie aber sieht es mit unserem Warten auf den Herrn aus? Warten wir wirklich noch auf seine Ankunft oder haben wir uns mit dieser Welt schon so abgefunden, dass wir nur noch alljährlich „auf´s Christkind warten“, das uns den Anlass zu einem schönen Familienfest bietet, das in diesem Jahr weitgehendst ausfallen muss wegen Corona? Und wenn wir darauf warten, dass der Herr kommt, dass er neu geboren wird in unseren Herzen, wie kann unser Warten und Wachen aussehen? Denn schließlich können wir nicht rund um die Uhr Wache schieben wie die Soldaten. Wie also kann es gehen?
Vor einiger Zeit las ich, dass Mütter von neugeborenen Kindern nachts durchaus tief schlafen können und auch durch lautere Geräusche nicht geweckt werden, dass sie jedoch auf das Weinen und Schreien des Babys sofort wach werden und reagieren können. Ebenso reagieren kleine Kinder auf die Stimme ihrer Eltern. Sie spüren, wenn Papa oder Mama in der Nähe sind, und sind beruhigt. Es gibt so etwas wie ein Gespür für die Nähe dessen, den wir lieben. So stelle ich mir das Wachen auf Gott vor: Dass wir lernen, ein Gespür zu entwickeln für die Nähe Gottes in unserem Leben.

Das Gespür der Eltern für ihre Kinder beruht letztendlich auf dem Instinkt. Wir müssen dieses Gespür erst wieder lernen oder besser gesagt: wieder freilegen, denn dieses Gespür für die Nähe Gottes ist auch uns ins Herz gegeben. Dafür brauchen wir jedoch Zeiten und Orte der Stille, denn im Trubel und im Lärm können wir dieses Gespür in uns nicht finden. Vielleicht finden Sie in Ihrem Tagesablauf eine Zeit, wo Sie ein wenig für sich sein können und Ruhe haben. Dann wäre es am einfachsten, einfach den Tag noch einmal an sich vorbeiziehen zu lassen, unter der Frage, was habe ich heute erlebt? Und wo ist mir in alldem Christus begegnet? Wenn wir das über einen längeren Zeitraum versuchen, werden wir die Erfahrung machen, dass es sehr beglückend ist, Christus in unserem Leben zu begegnen.