Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 07.08.2020

Das Vertrauen des Glaubens

In dem obigen Bild ist die Szene des Jüngsten Gerichtes dargestellt, zwar nicht die aus der
Capella Sistina im Vatikan, sondern aus einem mittelalterlichen Hospiz in Baune im Burgund. Dieses Hospiz, das von einer sehr reichen wohltätigen Stiftung unterhalten wurde, nahm alte und kranke Menschen auf, die sonst keinerlei Hilfe und Unterstützung bekamen, pflegte sie und heilte sie, wenn möglich, oder begleitete sie im Sterben.
Ursprünglich hing dieses Bild nicht in einem klimatisierten abgedunkelten Raum, sondern im Krankensaal des Hospizes, wo die Sterbenden lagen, um sie zu Reue und Umkehr zu bewegen, denn es zeigt mehr als deutlich, wohin die Sünder unterwegs sind: in die Hölle. Der Gerichtsengel, der heilige Michael, wiegt die guten Taten und die Sünden der Menschen. Wenn es der schlechten Taten zu viel und der guten Taten zu wenig waren, fuhr der Sünder geradewegs in die Hölle. Damit hatte man über Jahrhunderte hinweg den Menschen Angst gemacht. Diese Stiftung selbst gibt ein beredtes Beispiel dafür: sie bestand aus über 800 ha besten Weinanbaugebietes. Heute hat sie noch 80 ha und die unterhalten immerhin 3 Krankenhäuser und 5 Seniorenheime, die bedürftige Menschen aufnehmen.

Doch das Bild ist falsch: Ursprünglich lautete es anders. Im AT wiegt auch der Gerichtsengel die Taten der Menschen und wer zu wenig Gutes getan hatte, dessen Waagschale ging in die Höhe: er wurde für zu leicht befunden. Und nun geschieht das Besondere der Liebe Gottes: In Christus haben wir keinen Richter / Ankläger, sondern den besten Verteidiger überhaupt, der genau in diese Waagschale, die nach oben zu gehen droht, sein Kreuz hineinwirft, worauf sie sich wieder senkt – zu unserem Heil: Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht. Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.

(Röm 8, 31 – 39; hier besonders die Verse 33 und 34).