Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 27.04.20

„Spieglein, Spieglein an der Wand, …

… wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Wahrscheinlich werden die allermeisten von Ihnen und Euch diesen berühmten Satz aus dem Märchen „Schneewittchen“ der Gebrüder Grimm kennen. Die gehässige Antwort des Spiegels lautet: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr.“ Damit wird eine ganze Handlungskette in Gang gesetzt, die wohl mit Giftmord geendet hätte, wäre es nicht ein Märchen – und die gehen immer gut aus.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste / der Schönste im ganzen Land?“ Diese Frage stellen zu allen Zeiten die Menschen, übrigens nicht nur Frauen sondern auch Männer. Und weil uns der Spiegel an der Wand natürlich keine Antwort gibt, suchen wir selbst uns zu vergleichen mit den anderen. Wir wollen schöner, besser, machtvoller, attraktiver sein als die anderen. Dahinter steht die Sehnsucht, beachtet zu werden, geliebt zu werden.

Der Fehler ist, dass wir häufig in den falschen Spiegel schauen. Der an der Wand kann uns keine Antwort geben. Wenn wir in den richtigen Spiegel schauen, werden wir die Antwort erhalten, die wir ersehnen. Der schönste Spiegel, in den wir schauen können, sind die Augen eines Menschen, der uns liebt. (Wir spiegeln uns tatsächlich in seinen Pupillen.) Für diesen Menschen sind wir immer schön, attraktiv, wertvoll – ja, sein Anblick verschafft uns das, wonach wir uns so sehnen: Ansehen.

Der allerschönste Spiegel sind die Augen Gottes. Dies ist wundervoll ausgedrückt auf dem Bild, das hier abgebildet ist mit dem Text: „Creavit Deus hominem ad imaginem suam.“ – Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Er ist es, der uns durch seine Liebe liebenswert macht – und schön. Wir aber können mit unseren Augen das Gleiche tun: die Größe, Schönheit und Liebenswürdigkeit im anderen entdecken und fördern.