Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 19.05.2021

Schaut hin!

… so lautete das Motto des diesjährigen ökumenischen Kirchentages. Schaut hin! – Hinschauen in unsere Welt, nicht die Augen verschließen vor dem Elend, das in dieser Welt – im Moment gerade in Indien – passiert, aber auch nicht das viele Schöne aus den Augen zu verlieren, das uns in unserem Leben auch immer wieder geschenkt wird. Beides gehört zu unserem Leben, ist auch zentraler Bestandteil unseres Glaubens, weil wir als an Gott Glaubende aufgerufen sind, seine Nähe, Größe und Liebe in unserem Leben zu erkennen und zu preisen und zugleich nicht die Not unserer Brüder und Schwestern zu vergessen (und hier sind alle Menschen gemeint!), sondern diese zu sehen und ihnen zu helfen.

In der Apostelgeschichte ist es sehr schön beschrieben: Als Jesus scheinbar „von ihnen ging“ und „in den Himmel auffuhr“, da guckten die Jünger ziemlich belämmert ihm hinterher, weil er sie anscheinend schon wieder allein ließ wie damals am Karfreitag. Durch die Gabe des Heiligen Geistes lernen sie aber, genauer hin zu schauen, und entdecken, dass er gar nicht „von ihnen gegangen ist“, sondern ihnen und allen Menschen unendlich nahe ist – tief drinnen in ihrem Herzen. Sie brauchen nicht mehr nach Emmaus zu laufen – er geht überall mit ihnen mit. Sie können ihn finden in ihrem Leben, in ihrer Welt – und in den Menschen, die ihnen begegnen: Menschen, die ihnen ihre Liebe schenken, aber genauso auch Menschen, die ihrer Liebe und Fürsorge bedürfen.

Und hier kommt das dritte ins Spiel, vielleicht – oder besser: ganz bestimmt – das wichtigste Element beim Hinschauen: Wenn ich hinschaue, wenn ich einen Menschen an-sehe, dann verschaffe ich ihm ANSEHEN. Bleiben wir beim Beispiel Indien: Die große Gabe der heiligen Mutter Teresa von Kalkutta bestand nicht darin, dass sie unzähligen Menschen geholfen hat, sie aus der Gosse geholt hat, ihnen ein würdevolles Sterben ermöglicht hat. Nein, ihre große Gabe war es, diesen Menschen durch ihr an-Sehen, ANSEHEN zu verschaffen, dass auch und gerade sie nicht allein sind, sondern von Gott geliebt. Damit hat sie buchstäblich den Himmel über ihnen aufgetan!