Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 13.09.2020

Gott ist überall da, wo MensBlick auf Jerusalemchen sind.

1986 bin ich als Student zum
ersten Mal in Israel gewesen. Es war beeindruckend und schön. Der damalige Direktor des
Collegium Borromaeum hatte uns zuvor gesagt: „Es gibt fünf Evangelien: die vier, die wir allgemein kennen, und das Land Israel. Man kann die vier nur verstehen, wenn man das fünfte gelesen hat.“ Erst habe ich gedacht: „Jetzt trägt er aber ziemlich dick auf.“ Doch
während und nach der Reise musste ich ihm immer mehr Recht
geben: Ich habe vieles aus der gesamten Heiligen Schrift erst
verstehen und verinnerlichen können, als ich vor Ort war.

An eine Begebenheit kann ich mich noch ganz besonders erinnern: Wir fuhren in den Norden zwischen den hohen Bergen in Richtung Libanon durch und unser Reiseleiter lies mich den 42. Psalm
vorlesen.

Dann erzählte er uns, wie das Volk Israel nach der Eroberung Israels und Zerstörung Jerusalems durch diese Gegend in die Sklaverei nach Babylon verschleppt worden war und sich hier im Hermongebirge, am Mizarberg ein letztes Mal umgedreht und in die Heimat geschaut hat, die es nie wiedersehen würde. Dabei sind die Worte dieses Psalmes entstanden. Lesen Sie ihn sich ruhig einmal durch! Es lohnt sich!

Man muss dazu wissen, dass für die Israeliten der damaligen Zeit Jerusalem der Ort der Schechinah, der Gegenwart Gottes war. Dort war Gott, dort war auch das Heil zu finden. Getrennt von diesem Ort war nur Unheil, Verderben. Auch glaubten die Menschen damals noch nicht an ein Leben nach dem Tod. Dort bei Gott zu leben, dort auch zu sterben, war der Inbegriff des Glücks. Und nun der SUPER – GAU! Fern von Gott, in der Sklaverei, im Unheil sollten sie leben und
sterben – nicht im Frieden, sondern elendig verrecken als Sklaven!

In diese Situation hinein hat der Beter / die Beterin diesen Psalm gebetet. Die Verzweiflung können wir, die wir so etwas zum Glück nie erlebt haben, uns gar nicht vorstellen! Und doch endet der Psalm mit folgendem Vers: „Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.“ Hier vertraut er / sie auf etwas, das er / sie noch gar nicht spürt: Dass Gott IMMER bei uns und für uns da ist.