Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 03.03.2021

Den Ort des Schreckens als Gedenkort

Das Phänomen ist altbekannt: Ist irgendwo etwas Schreckliches passiert, sei es ein schwerer Unfall oder gar ein Verbrechen, dann kommen in der Regel ganz viele Menschen, um dort eine Kerze aufzustellen oder Blumen niederzulegen. Manchmal gibt es dann an der Stelle auch bleibend eine Hinweistafel oder gar ein Mahnmal. Das Ganze hat etwas damit zu tun, dass wir Menschen nicht verstehen und auch nicht verstehen können, was da geschehen ist, es aber irgendwie verarbeiten müssen und wollen. Darum gehen wir dahin, legen Zeichen unserer Anteilnahme ab und beten für die Opfer und ihre Angehörigen.

Genau das haben auch die Christen seit ältester Zeit getan, als sie den Leidensweg Christi buchstäblich nachgegangen sind. Sie konnten nicht verstehen, was da geschehen war: wie Jesus, der Sohn Gottes und Messias, der ohne jede Schuld war, unschuldig zu einer der grausamsten Hinrichtungen überhaupt verurteilt worden war. Um das in ihrem Herzen zu verstehen, um ihn gewissermaßen auf seinem Leidensweg zu begleiten, deshalb gingen sie betend und betrachtend den Weg des Kreuzes. Natürlich hatten nur die allerwenigsten die Chance, den realen Weg zu gehen, den der Herr damals gegangen ist. Deshalb haben sie den Weg in 14. Stationen nachgeschaffen, zum Teil einfach in 14. Bildern, die in der Kirche aufgehängt sind, zum Teil aber auch in richtigen Bildstöcken und Stationen, bei denen man manchmal eine erhebliche Wegstrecke zurücklegen muss, wenn man sie alle abgehen will. In vielen Gemeinden des Münsterlandes ist es auch heute noch am Morgen des Karfreitags Brauch, diesen Kreuzweg zu gehen. Auch bei uns in Selm bieten wir so etwas Ähnliches dieses Jahr in der Fastenzeit an.

Nun kann nicht jeder immer so einen weiten Weg auf sich nehmen bzw. überhaupt zu so einem Kreuzweg hinkommen. Hier bieten sich zwei sehr gute Kreuzwege in kleiner handlicher Buchform an:

Romano Guardini: Der Kreuzweg unseres Herrn und Heilandes;
Topos Taschenbücher, Band 386, ISBN:9-783-8367-0386-4.

Theo Schmidtkonz: Kreuzweg – Erfahrungen. Mit Bildern von Sieger Köder;
Schwabenverlag, 2. Aufl. 2002, ISBN: 3-7966-1053-6.

Der Kreuzweg kann uns helfen, zu verstehen bzw. zu erfahren, dass auch wir niemals allein sind – auch nicht in den dunkelsten Stunden unseres Lebens: Der, der dies auch durchgemacht hat, geht mit uns und ist an unserer Seite: Jesus Christus.