Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 02.05.20

Sinn der Stille

In der Zeit der Corona-Krise ist es stiller auf unseren Straßen und in unseren Fußgängerzonen geworden, weil viele Cafés, Bars, Restaurants, Lern- und Kulturstätten sowie manche Geschäfte noch geschlossen sind.
Viele verantwortungsbewusste Bürger halten sich an die Ausgangsbeschränkungen und verbringen einen großen Teil ihrer frei gewordenen Zeit Daheim. Manch kleinen und auch großen Leute können diese Art der Ruhe und Stille nur schlecht aushalten, wo man mehr auf sich selbst zurück-geworfen ist! Doch in der Stille und Ruhe kann auch eine Chance stecken, wie die folgende Geschichte erzählt:

Zu einem Mönch, der in einem einsamen Kloster lebte, kamen Leute und fragten ihn: „Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben in dieser Stille und Einsamkeit?“ Der Mönch war gerade dabei, im Klosterhof mit einem Eimer Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen.
Er sagte zu den Besuchern: „Schaut in den Brunnen hinein, was seht ihr da?“
Sie schauten in die Tiefe: „Wir sehen gar nichts.“ Nach einer Weile forderte der Mönch die Besucher erneut auf, noch einmal in den Brunnen zu schauen. Als die Leute sich über den Brunnenrand beugten, fragte er sie: „Was seht ihr jetzt?“
Sie antworteten: „Nun sehen wir uns selbst“.
Da sagte der Mönch: „Als ich vorhin Wasser geschöpft habe, war das Wasser unruhig. Jetzt ist es ruhig geworden.
Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selbst! Und wenn man mit sich selbst zur Ruhe gekommen ist, sieht man auch die Welt mit ganz anderen Augen – und Gott!“
Die Menschen waren still geworden. Freundlich verneigte sich der Mönch vor ihnen und ging über den Hof ins Kloster zurück.

Was beunruhigt mich? Was ängstigt mich?
Was macht mich ruhig und gelassen?