Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 23.08.2020

„Meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.“

Was ermutigt uns eigentlich am meisten? Ich glaube, das sind Menschen, die uns die Nähe Gottes zeigen. Vor vielen Jahren, 2005, war in Köln das Weltjugendtreffen des Papstes. Nachdem Johannes Paul II. gestorben war, war es zunächst unklar, ob es weiterhin stattfinden würde, aber Papst Benedict XVI. sagte nach seiner Wahl sofort zu, so dass es stattfinden konnte. Der Abschluss fand auf dem Marienfeld vor den Toren Kölns mitten in der Pampa statt, man könnte auch sagen „Pampe“. Denn Deutschland empfing die Jugend der Welt mit dem damaligen typischen deutschen Sommerwetter: kalt, regnerisch windig. So war auch das riesige Gelände dort: kalt, sumpfig, matschig ohne jeglichen Schutz. Natürlich, der Papst und jede Menge Bischöfe standen bzw. saßen auf einer Art „Feldherrenhügel“ unter einem Abdach, das sie vor Regen schützte, alle anderen aber nicht.

Doch ein Bischof zumindest stand nicht da oben. Es war ein schon älterer Herr, sicher jenseits der 70 aus Mexiko, der es vorgezogen hatte, unten in der Mottke bei seinen Jugendlichen zu sein. Seine schöne Bischofssoutane war nicht mehr leuchtend schwarz und rot sondern pottdreckig und mottkebraun und außerdem noch klitschnass, aber er schien das überhaupt nicht zu merken,
sondern er strahlte übers ganze Gesicht, tanzte, feierte und sang mit seinen Jugendlichen die ganze Nacht – und steckte uns alle damit an. Ich glaube, er fühlte sich wirklich wie im 7. Himmel.

Die Bischöfe oben auf dem „Feldherrenhügel“ standen sich mehr oder minder gequält die Beine in den Bauch und froren gewaltig. Sie werden das Ende herbeigesehnt haben. Dieser
eine Bischof war glücklich ohne Ende. Da verstand ich, was im Buch der Sprüche steht:
„Ich spielte auf seinem Erdenrund und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.“
(Spr. 8, 31)