Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 23.04.20

Rafikis Zeichen

Ein Mann schickte seine beiden Söhne Rafiki und Tambu hinaus ins Grasland, um sich in den Dörfern umzusehen. Er gab ihnen den Auftrag: „Hinterlasst Zeichen auf eurem Weg!“ Die beiden Söhne gehorchten dem Vater und gingen hinaus ins Grasland. Nach wenigen Schritten begann Tambu, Zeichen auf seinem Weg zu machen. Er knüpfte einen Knoten ins hohe Grasbüschel. Dann ging er ein Stück weiter und knüpfte einen Zweig an einem Busch. So war der ganze Weg, der er ging, voller Zeichen. Aber er zog sich von allen Menschen zurück und sprach mit niemandem.
Ganz anders verhielt sich sein Bruder Rafiki. Er machte keine Zeichen am Weg. Aber im ersten Dorf setzte er sich zu den Männern im großen Palaverhaus, hörte zu, aß und trank mit ihnen und erzählte aus seinem Leben. Im nächsten Dorf schloß Rafiki Kontakt mit einem Jungen, der ihn in seine Familie mitnahm. Im dritten Dorf bekam Rafiki wegen der großen Hitze von einem Mädchen einen kühlen Trunk angeboten und durfte das Dorffest mitfeiern. Tambu bekam von all dem nichts mit; er hatte Arbeit mit seinen Grasbüscheln und geknickten Zweigen.
Als die beiden Brüder nach ihrer Heimkehr dem Vater von ihren Erlebnissen erzählten, machte er sich mit ihnen auf denselben Weg, Überall wurde Rafiki mit seinem Vater herzlich aufgenommen – Tambu aber kannte kein Mensch. Da beschwerte sich Tambu: „Alle sind zu Rafiki freundlich. Dabei hat er nichts getan als geguckt und unnützes Zeug geredet. Er hat kein einziges Grasbüschel geknüpft und wird von allen geehrt und gekannt.“ Da sagte der Vater: „Es gibt noch andere Zeichen als Grasbüschel, mein Kind. Das sind Zeichen, die ein Mensch in den Herzen anderer Menschen hinterlässt, wenn er mit ihnen spricht und ihnen seine Freundschaft zeigt. Solche Zeichen hat Rafiki auf seinem Weg hinterlassen. Darum haben ihn die Leute erkannt und freuen sich, wenn er kommt. Die Zeichen in den Herzen der Menschen bleiben auch dann noch, wenn die Grasbüschel längst von Tieren gefressen sind.“ Da sagte Tambu: „Ich will lernen, auch solche Zeichen zu hinterlassen wie Rafiki.“
(Afrikanische Erzählung)

Der direkte soziale Kontakt, wie Rafiki ihn gelebt hat, ist zur Zeit schwierig und problematisch. Dennoch gibt es auch in Zeiten von Corona zahlreiche Zeichen menschlicher Verbundenheit. An welche Zeichen der letzten Tage und Wochen können Sie sich besonders erinnern? Wo haben Sie selbst solche Zeichen gesetzt bzw. können solche Zeichen setzen?