Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 10.03.2021

Gott schreibt auf krummen Wegen gerade.

Vielleicht ist Ihnen ja auch schonmal die Frage aufgekommen: Wie kann Gott das zulassen: soviel Bosheit, Gemeinheit, Krieg, Gewalt und Leid? Jedes Mal, wenn ich Nachrichten aus dem Bürgerkriegsgebiet im Jemen bekomme, in dem die Menschen langsam aber sicher verhungern, in dem schon Tausende kleiner Kinder gestorben sind, stelle ich mir diese Frage. Diese Kinder können doch rein gar nichts für den Krieg, in dem sie sich befinden. Diese Kinder sind nicht schuld daran, dass zwei regionale Großmächte dort menschenverachtend um die Vorherrschaft ringen, Saudi-Arabien und der Iran, – und dies auch noch vordergründig im Namen ihrer Religion. Mindestens genauso schlimm ist, dass der Rest der Welt zuschaut und die Augen verschließt vor dem Grauen, das dort alltäglich geschieht. Eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage habe ich aber dennoch nicht.

Aber etwas, das mir zwar auf diese Frage keine direkte Antwort gibt, hilft mir dabei: die Bibel. Dort gibt es z.B. die Josefsgeschichte (Gen 37, 1 – 50, 26). Sie handelt davon, wie die Familie Jakobs im alten Israel schon sehr früh beginnt, sich zu zerstreiten. Josef wird von seinem Vater sehr geliebt, worauf die anderen Brüder eifersüchtig sind. Sie überfallen ihn, um ihn zu ermorden, entschließen sich aber dann zu einem noch schlimmeren Schicksal für ihn als den Tod: Sie verkaufen ihn in die Sklaverei an midianitische Sklavenhändler. Allein dieses Verbrechen ist bodenlos: den eigenen Bruder als Sklaven zu verkaufen! Die Sklavenhändler verkaufen ihn nach Ägypten. Dort kann er Karriere machen, wird aber durch die Eifersucht einer Frau erneut ins Unglück gestoßen. Aber auch in diesem Unglück hilft im Gott: Er lässt ihn aufsteigen bis zum Regenten des Pharaos, der dessen Volk sicher durch die Hungersnot führt – und es auch noch schafft, sein eigenes Volk, das ihn so schmählich verraten und verkauft hat, zu retten.

So gibt es in der gesamten Heiligen Schrift ganz viele solcher Menschen, denen Schlimmes geschieht, die es aber mit Gottes Hilfe schaffen, die Geschichte dennoch umzukehren in Heilsgeschichte für die Menschen. Darunter sind auch jede Menge Frauen wie Ruth, Judith, Esther – und gerade auch Maria, die Mutter Gottes. Ich frage mich nur, wer wird für das jemenitische Volk der Josef oder die Judith werden?