Pfarrgemeinde St. Ludger Selm

ermutigend – Impuls 10.01.2021

Du bist mein geliebter Sohn,
an Dir habe ich mein Gefallen gefunden.

Wenn ich Sie fragen würde: Was war an der Taufe Jesu so ungewöhnlich?, dann würden Sie mir wahrscheinlich die „Begleiterscheinungen“ der Taufe nennen: die Herabkunft des Heiligen Geistes in einer Taube und die Stimme aus dem Himmel. Doch das ist gar nicht das Ungewöhnliche an der Taufe Jesu, sondern das wäre bei seiner Person ja irgendwie zu erwarten, denn schließlich ist er der Sohn Gottes.

Nein, das Außergewöhnliche an der Taufe Jesu ist die Tatsache der Taufe selbst. Damals zur Zeit des Johannes d. T. war die Taufe durchaus auch bekannt, aber nicht als Eingangssakrament in die Heilsgemeinschaft, sondern als besondere Form der Buße. Der reuige Sünder, der zur Umkehr und Hinwendung zu Gott bereit war, zog zum Jordan, bekannte seine Sünden und ließ sich taufen. Dieser Taufvorgang hatte eine doppelte Bedeutung: zum einen bedeutete er ein Reinwaschen von Schuld, zum anderen im Vorgang des Unter – und Wiederauftauchens ein neues Leben.

Doch warum lässt sich Jesus taufen? Das hat er doch gar nicht nötig. Er ist weder mit Sünde behaftet, noch braucht er die Bestätigung seiner Vollmacht. Für mich liegt das Entscheidende darin, nicht dass die Taufe ihn heiligt, sondern dass er die Taufe heiligt. Dadurch, dass er sein öffentliches Wirken mit der Taufe beginnt, stellt er sich auf die Seite der Sünder und der Schwachen. Für sie, die voller Sehnsucht auf den Messias hoffen, – für sie ist er gekommen, ihnen bringt er das Heil. Er nimmt ihre und unsere Schuld auf sich und führt sie gewissermaßen durch den Tod – seinen eigenen am Kreuz – hin zum neuen Leben. Durch ihn hat die Taufe eine neue Bedeutung bekommen, in ihm wurde sie geheiligt. Denn seit jenem Geschehen im Jordan geschieht in jeder Taufe dasselbe: Immer kommt der Heilige Geist auf den Täufling herab und immer sagt in all den Handlungen und Zeichen der Taufe Gott selbst zu dem Täufling: „Du bist mein geliebter Sohn / meine geliebte Tochter, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“

Was kann es Größeres und Schöneres geben, als diese Zusage Gottes an jeden von uns? Du bist mein geliebter Sohn, Du bist meine geliebte Tochter. – Kein noch so hoher menschlicher Titel kommt dieser Zusage gleich. Kein Rang ehrt uns mehr als dieses Geschenk. Lassen wir seinen Heiligen Geist in unserem Herzen wirken und versuchen wir ihm in unserem Leben zu folgen, dann werden wir uns als wahre Söhne und Töchter Gottes erweisen.